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Porträt

BBIW#9 // Wohnprojekt Schöneiche

Gesellschaft Soziales Wohnen Wohnprojekte

von Victoria S. - 25 August 2016

Zusammenwohnen mit fremden Menschen - das kennen die meisten vielleicht noch aus WG-Zeiten. Später wird es dann in vielen Fällen die klassische Familienkonstellation, man wohnt mit Partner, Partnerin und / oder Kindern zusammen. Das Wohnprojekt Schöneiche macht vor, wie gemeinschaftliches Wohnen im Mehrgenerationenhaus funktioniert.

Warum haben sich eine Sozialarbeiterin, eine Kunstdozentin, ein angehender Erzieher und weitere Menschen samt Kindern das alte Rathaus in Schöneiche als neues Heim ausgesucht? Sie alle wollten bezahlbaren Wohnraum, den sie selbst verwalten und solidarisch bewohnen. Aber von vorn.

Wohnen im alten Rathaus

Vor zweieinhalb Jahren suchte Kunstdozentin Heike Meves eine neue Wohnung. Auf alle Fälle nicht alleine wohnen - das stand für sie fest. Bei der Suche nach geeignetem Wohnraum stieß sie auf eine Anzeige der Gemeinde Schöneiche: Das alte Rathaus und die rote Schule waren ausgeschrieben und Heikes Interesse war geweckt.

Zusammen mit Freunden und Bekannten suchte sie u.a. über das Mietshäuser Syndikat Mitstreiter für das gemeinschaftliche Wohnprojekt. Letztendlich kamen somit 30 Leute zusammen, die Lust hatten auf das Wohnkonzept.

In Zusammenarbeit mit dem Mietshäuser Syndikat gründeten sie eine GmbH und kauften im Herbst 2014 das Rathaus auf Kredit. Im Mai 2015 folgte dann der Ausbau zu einzelnen Wohnungen mit Küche und Bad; seit Januar 2016 wohnt, kocht, lacht und lebt die neue Wohngemeinschaft nun zusammen im alten Rathaus in Schöneiche.

Solidarisches Wohnen: Arbeitsteilung erleichtert den Alltag

Neben den einzelnen Wohneinheiten, lädt eine große Wohnküche zum gemeinsamen Abendessen und zum Austausch ein. Zum Rathaus gehört außerdem ein großer Hof, auf dem nicht nur die Kinder viel Platz zum Spielen haben, sondern auch Tomaten, Kürbis und Zucchini angebaut werden.

Im gemeinschaftlichen Wohnprojekt gleicht kein Tag dem anderen, „mal ist mehr Trubel und mal weniger“, erzählt Heike. Durch das solidarische Konzept und die Arbeitsteilung kümmern sich manche Bewohner mehr um Reparaturen, andere erledigen den Einkauf der Lebensmittel und wieder andere kochen für das gemeinsame Abendbrot in der Gemeinschaftsküche.

Projekte mit und für die Gemeinde

„Wie schafft ihr das miteinander zu leben?“, dieser Frage begegnen die gemeinschaftlichen Bewohner oft. Es klappt und das bisher ganz gut. Heike Krüger, die im alten Rathaus mit ihrem Sohn eingezogen ist, schätzt am gemeinschaftlichen Wohnen vor allem, dass ihr „soziales Leben hier einfach passiert und nicht nach dem Terminkalender organisiert ist.“

Seit knapp einem halben Jahr wohnt die Gruppe nun zusammen im alten Rathaus. Neben kleineren Reparaturen sei der nächste große Schritt, „das Zusammenleben zu üben“, bemerkt der angehende Erzieher Andreas Möckel.

Da aus dem Kauf der Schule nichts wurde und nicht alle 30 Leute in das Rathaus ziehen konnten, sucht die Gruppe um Heike außerdem aktuell nach einem weiteren Objekt für die restlichen 20 Leute der anfänglichen Gruppe samt Kindern. Ein Objekt hat die Gruppe in Schöneiche schon im Blick.

Die Menschen vom Wohnprojekt Schöneiche wollen nicht nur gemeinschaftlich wohnen, sondern auch Projekte mit und für die Gemeinde starten. Am zweiten Objekt planen sie daher einen kleinen Regionalladen, ein Café, ein Atelier und einen Car-Sharing Punkt, erzählt Heike.

Nach dem Interview bekommt das Film-Team von BrandenburgimWandel noch ein Privatkonzert von Mitbewohner Ramiro Ameijeiras. Der Instrumentenbauer und Musiker hat sich im Wohnprojekt ein kleines Studio eingerichtet. Mit den Klängen des Cajóns im Kopf verlassen wir diesen idyllischen Ort bei Berlin und sind gespannt, welches Projekt wir als Nächstes porträtieren dürfen.

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