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Porträt

BBIW#40 // Seifengarten

Handwerk Lebensstil Produktdesign

von Anika Lemm - 9 März 2020

Katja Lützkendorf stellt in ihrer kleinen Seifenküche in Oderberg von Hand Naturseifen aus rein natürlichen Zutaten her. Was vor zehn Jahren als Hobby mit vielem Herumexperimentieren begann, ist mittlerweile eine Leidenschaft geworden, von der sie heute leben kann. Mit ihren Seifen aus regionaler Erzeugung macht sie einen Gegenentwurf zu industriell gefertigten Produkten.

Katja kommt ursprünglich aus einem ganz anderen Arbeitsfeld: sie ist gelernte Gärtnerin und hat vorher Landwirtschaft studiert. Den Quereinstieg zur Seifenherstellung wagte sie, weil sie sich schon immer für Kräuter interessiert hat und die Wertschätzung für solche handgemachten Produkte aus ihrer Sicht höher ist als für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Katja hat auch aus einer Eigenmotivation heraus mit der Seifenherstellung begonnen: sie hatte selbst lange Hautprobleme, die durch die chemischen Zusätze in handelsüblichen Seifen noch verstärkt wurden. Daher wollte sie Seifen herstellen, die besonders gut hautverträglich sind. Menschen mit ähnlichen Problemen und Puristen, die auf diese Zusätze bewusst verzichten möchten, zählt sie zu ihren Kund*innen. So entstand ihr Unternehmen Seifengarten.

Das Besondere an Katjas Seifen: sie enthalten keine tierischen Produkte wie Rinderfett oder das umstrittene Palmöl und bestehen bis auf Natriumhydroxid aus pflanzlichen Rohstoffen. Dieses benötigt sie als starke Base, womit der Verseifungsprozess in Gang gebracht wird. Für einen angenehmen Duft verwendet Katja ätherische Öle und zum Färben ihrer Produkte Tonerden oder Kräuter. Daher sind ihre Seifen vollständig biologisch abbaubar und bestehen fast nur aus nachwachsenden Rohstoffen. „Wenn man z.B. Campen geht, kann man sich mit meinen Seifen problemlos auch am See waschen, das ist das schöne.“ Es war ein herausfordernder Prozess für Katja, ohne Palmöl zu arbeiten, weil man die Eigenschaften von Palmöl nicht problemlos ersetzen kann: „ich habe einfach rumprobiert. Jedes Öl hat eine andere Eigenschaft in der Seife, da habe ich bei der Rezepterstellung viel experimentiert.“

Mit der Seifenherstellung und der Regionalität ist das so eine Sache – als Grundstoff verwendet Katja Rapsöl und Olivenöl, die sie aus Europa beziehen kann. „Daneben beziehe ich auch Kokosfett aus der Dominikanischen Republik, wild gesammelte und fair gehandelte Sheabutter aus Mittelafrika, Kakaobutter und Rizinusöl aus Indien. Es ist ihr wichtig, dass alle verarbeiteten Grundstoffe biozertifiziert oder fair gehandelt sind, dennoch ist sie sich der Klimaproblematik bewusst. Daher stellt sie auch eine Seife her, die einen kleineren ökologischen Fußabdruck aufweist als die Produkte, die sich aus den genannten Zutaten zusammensetzen: „Meine Olivenseife ist das einzige Produkt, das ich aus europäischen Zutaten herstellen kann.“

Könnte man denn nun eine Seife aus regionalen Rohstoffen und ohne Chemikalien herstellen, die auch vermarktbar wäre? Eine Rückbesinnung auf traditionelle Herstellungsmethoden mit Asche statt Natriumhydroxid wäre möglich, da sie eine ähnliche Wirkung entfaltet. Jedoch ist Asche weniger berechenbar als das Industrieprodukt und es wäre schwierig, Seifen in gleichbleibender Qualität mit gleicher Überfettung und damit gleichem Pflegefaktor für die Haut herzustellen. Katja hat auch erprobt, wie sich eine Seife aus rein regionalen Produkten herstellen ließe; dabei gibt es einige Herausforderungen. Würde Katja statt Olivenöl z.B. auf der Basis von Leinöl eine Seife herstellen, wäre diese zu weich, um sie zu verkaufen. Sie könnte auch Schweinefett anstelle von Olivenöl verwenden, was man aus der Region problemlos beziehen könnte. Damit wäre das Produkt aber nicht mehr vegan, worauf viele ihrer Kund*innen Wert legen. „Vielleicht ist irgendwann die Zeit reif, wo man eine regionale Seife aus Schweinefett machen und verkaufen kann. Man kann sehr schöne Seifen damit herstellen!“ Sie wird auch weiterhin nach Wegen suchen, ihre Seifen nachhaltiger zu produzieren und ihre Kunden zufrieden zu stellen. Wer Lust bekommen hat, ihre Seife auszuprobieren, kann Katja auf Märkten in der Umgebung antreffen oder ihre Seifen über ihren Onlineshop und in einigen Läden in Berlin und Brandenburg kaufen.

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