Samstag 07 Mai 2022
von 19:00 bis 22:00
Seit der griechischen Antike beschäftigt sich die Philosophie mit der Frage der Lebenskunst (ars vivendi) – im Sinne einer bewussten und aktiven Gestaltung der individuellen Lebensführung. Die sich darin offenbarende Idee der Daseinsbewältigung des Individuums unterschied sich dabei in den verschiedenen Schulen stets in Bezug auf die Akzentuierung dessen, was ein gelungenes Leben auszeichnet. Gemeinsam war und ist ihnen aber allen sowohl eine anthropozentrische als auch egozentrische Komponente. Die nicht mehr zu leugnende Klimakrise stellt die philosophischen Konzepte der klassischen Lebenskunst mittlerweile radikal in Frage. Lebenskunst in der Zeit einer
existenziellen, ökologischen Krise kann sich aber nicht mehr als anthropozentrisches Denken genügen, sondern muss auch die Stellung des Menschen im Kontext seiner Mitwelt hinterfragen, eine zukunftsweisende Perspektive zu entwickeln. Einher geht damit eine Überprüfung von immer wieder auftauchenden Facetten wie dem „Streben nach Glück“ innerhalb der überwiegend sehr individuellen Perspektive auf ein „gelungenes Leben“.
Krisen als Ausgangspunkt und Herausforderung zu verstehen, der das Individuum versucht, durch eine aktive Lebensgestaltung adäquat zu begegnen, ist nicht neu. Dennoch stellt die ökologische Krise in ihrer Quantität und Qualität eine völlig neue Ausgangsbedingung für das Nachdenken über Lebenskunst dar – ohne dabei in einen apokalyptischen Modus abzugleiten zu müssen.
Der Philosoph und Autor Dr. Maurice Schuhmann unternimmt den Versuch, Grundzüge einer zukünftigen Lebenskunst unter jenen Herausforderungen der ökologischen Krise zu skizzieren. Unter Berücksichtigung ausgewählter antiker und moderner Ansätze der Lebenskunst stellt er Überlegungen zu einer zeitgemäßen Variation von ars vivendi an.
