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Ein Ort für Alle statt Abriss

In einer Pressekonferenz hat das ‚Stadtmitte für Alle’-Bündnis heute sein Kaufangebot für das FH-Gebäude am Alten Markt vorgestellt. Das Gebäude soll erhalten bleiben und zu einem ‚Haus der Stadtgesellschaft’ entwickelt werden. Wir waren vor Ort und berichten hier über die Details.

von Alexander Wenzel
Themen Öffentlicher Raum Gesellschaft Wohnen
2 August 2017

„Ein ernsthaftes und reales Angebot“ soll laut Holger Zschoge vom ‚Stadtmitte für alle’-Bündnis das heute vorgestellte Kaufangebot für das FH-Gebäude am Alten Markt sein. Außerdem wolle man damit ein Zeichen für den Erhalt der letzten öffentlichen Flächen und gegen weitere Privatisierungen setzen.

Widerstand gegen den Abriss

Abgerissen werden soll das FH-Gebäude am Alten Markt diesen Herbst. Der Streit um die Zukunft des Gebäudes am Alten Markt schwillt hingegen schon lange. Bereits 2015 startete die Initiative ‚Potsdamer Mitte neu denken’ ein Bürgerbegehren gegen den Abriss. Dieses wurde jedoch von der Stadt für ungültig erklärt. Vor wenigen Wochen kam es dann zur Besetzung des Gebäudes und zur Errichtung eines 4-tägigen Protestcamps. Zu diesem hatte das ‚Stadtmitte für Alle’-Bündnis aufgerufen. Darauf folgte am Freitag, den 28. Juli, eine öffentliche BürgerInnenversammlung des Bündnisses, um BürgerInnen eine Möglichkeit zu geben, „eigene Ideen und Projekte einzubringen und sich aktiv an der Gestaltung der Stadt Potsdam zu beteiligen“. Heute nun wurden im Potsdamer Rathaus bei einer Pressekonferenz des ‚Stadtmitte für Alle’-Bündnisses die genauen Pläne für den Kauf des FH-Gebäudes präsentiert.

Alternatives Nutzungskonzept

Konkret geht es darum, das freigewordene Gebäude am Alten Markt zu erhalten und zu einem „Haus der Stadtgesellschaft“ zu entwickeln. Auf ca. 17.000 qm soll dieses unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bedürfnissen Platz bieten: Der Kopfbau kann als multifunktionales Haus für Veranstaltungen und Tagungen genutzt werden. Die mittleren Blöcke beherbergen als „Innovationshäuser“ Seminar- und Projekträume für verschiedene Initiativen und Vereine. „Hier entstehen Synergien zwischen Zivilgesellschaft und Kulturarbeit, Kreativwirtschaft und Forschung“ heißt es dazu im Konzept des Bündnisses. Das letzte Haus, welches sich an die Bibliothek anschließt, bietet sich einerseits für verschieden Wohnformen und andererseits als Erweiterungsfläche für Bibliothek und Volkshochschule an. Das Nutzungskonzept orientiert sich damit wesentlich am 2016 von der Initiative ‚Potsdamer Mitte neu denken’ vorgestellten Konzept.
„Die FH kann und soll ein Ort für Alle werden – für die Stadt Potsdam und ihre BewoherInnen und BesucherInnen, aber auch für das Land Brandenburg selbst und die Wissenschaftslandschaft“ fasst Bündnis-Sprecher André Tomczak das Konzept zusammen.

Wie und wer das „Haus der Stadtgesellschaft“ nutzen soll – dazu wurde Mitte Juni eine Bedarfsabfrage gestartet, bei der es bis jetzt zu ca. 200 Eintragungen kam. Der angemeldete Bedarf von ca. 20.000 qm übersteigt dabei die jetzige Nutzungsfläche bei weitem. Großer Bedarf nach nutzbaren und bezahlbaren Räumen kam zum Beispiel von der Medienwerkstatt Potsdam und dem AWO Kreisverband.

6 Millionen Euro bietet das ‚Stadtmitte für Alle’-Bündnis für den Kauf des Gebäudes und den entsprechenden Grund und Boden. Dieser könnte mithilfe der Stiftung Trias finanziert werden. Anschließend würde diese das Haus per Erbpacht an einen Hausverein oder eine Haus GmbH der NutzerInnen weitergeben. Alternativ dazu wäre ein Kauf mithilfe des Mietshäusersyndikats, finanziert durch die GLS Bank, möglich. Sinnvollste Option wäre laut Holger Zschoge jedoch das Gebäude als öffentliche Fläche zu erhalten: Stadt oder Land würden das Gebäude behalten und per Erbpacht langfristig verpachten.
Als Modernisierungskosten hat das Bündnis 15 Millionen Euro veranschlagt. Diese würde es beziehungsweise die Pächter auch übernehmen, wenn das Gebäude in öffentlicher Hand bleibt und per Erbpacht bereitgestellt wird. „Die Stadt kann hier öffentliche Funktionen erhalten ohne einen einzigen Cent dafür zu bezahlen“, folgert André Tomczak.

Wie geht es weiter?

Das ‚Stadtmitte für Alle’-Bündnis erhofft sich nun ein Gesprächsangebot von Seiten der Stadtverwaltung. Holger Zschoge betonte noch einmal, dass es ein demokratischer Prozess ist, dass sich Beschlüsse ändern können, wenn sich auch die gesellschaftlichen Bedingungen ändern. „Deshalb sollte man nun die unterschiedlichen Konzepte anschauen und diskutieren und dann schauen wie sich die gesellschaftliche Entwicklung in Potsdam am besten wiederspiegeln lässt.“

In diesem Sinne machten sich die Bündnis-Vertreter dann auch im Anschluss an die Pressekonferenz auf den Weg zu Oberbürgermeister Jann Jakobs, um ihm persönlich das Kaufangebot zu überreichen.

Auch zum Thema:

- unser Artikel vom 28.07.2017
- unser Videoportrait der Initiative 'Potsdamer Mitte neu denken'

Titelbild
Urheber: Stadtmitte für Alle

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