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Porträt

BBIW#37 // die Balkonkraftwerke von Moritz Sanne

Erneuerbare Energien DIY

von Andreas Gerlof - 3 Juli 2019

Ein Eberswalder Do-it-yourself-Projekt für das Zuhause – egal ob Einfamilienhaus oder Mietwohnung, das jedem Mensch ermöglicht, sich an der Energiewende zu beteiligen.

Mal ganz ehrlich: Wer erinnert sich beim Nachdenken über den ersten schulischen Kontakt mit den von Isaac Newton oder Gregor Mendel entdeckten Naturgesetzen wirklich an das Konterfei der Wissenschaftler? Ist es nicht vielleicht doch eher der damalige eigene Physik- oder Biologielehrer, der einem da spontan einfällt?

So könnte es wohl auch vielen Brandenburgern gehen, wenn sie sich an ihr „Balkonkraftwerk“ erinnern und ihnen Moritz Sanne einfällt. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde hat nämlich „Balkonkraftwerke“ nicht erfunden, aber er ist unermüdlich dabei, deren Idee und Vorteile Interessierten näher zu bringen. Zuallererst Kraft des eigenen Beispiels, aber auch auf einschlägigen Messen und Klimaschutztagen.

Als auch ihm vor einiger Zeit die sommerliche Sonneinstrahlung auf dem eigenen Balkon zu intensiv wurde entschied er sich nach längerem Überlegen dann doch nicht für eine teure Markise, sondern für ein Mini-Solarmodul, das er unter dem Stichwort „Balkonkraftwerk“ im Internet entdeckt hatte. Mehr oder weniger besteht dies aus einem Sonnenkollektor, in dem Gleichstrom produziert wird, einigen Metern Leitungsmaterial und einer Apparatur, die den Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom mit 230 V und 50 Hz umwandelt. Eingespeist ins Stromnetz seiner Wohnung hat er damit rund 270 Watt aus dieser Quelle zur Verfügung. „Das reicht mindestens für den Kühlschrank, für Licht und Router und führte dazu, dass mein eigener Stromzähler zeitweise sogar ganz stillsteht“, bilanziert der junge Mann. Und es hat den angenehmen Nebeneffekt, auch in anderer Hinsicht Energie und Kosten zu sparen. Seitdem Moritz das Balkonkraftwerk besitzt wäscht er beispielsweise Wäsche bevorzugt an den sonnenreichen Tagesstunden und spart damit doppelt. Und einmal auf die Spar-Reise gegangen hat er gleich noch seine alten Leuchtmittel gegen LED getauscht. „Wenn man sich seinen eigenen Stromverbrauch anschaut, verändert man sich selbst“, schmunzelt er.

Mittlerweile hat er schon zu den verschiedensten Anlässen aufgeschlossene Mitmenschen davon überzeugt, es ihm gleich zu tun. Gibt weiter, dass man für Strom aus der Sonne keinen Zugriff auf ein eigenes Hausdach benötigt, sondern eben der Balkon, ein Garagen-, Carport- oder Schuppendach und zur Not auch ein Gartenzaun ausreichenden Halt für Solarmodule bieten. Und bei Sammelbestellungen des Equipments durch mehrere Personen liegt der Preis für ein Modul, das seinem entspricht, bei nur rund 330 Euro, bei einem mit etwa doppelter Leistung (600 Watt) bei 550 Euro.

Dass er bei geringem Eigenverbrauch und starker Sonneneinstrahlung überschüssigen Strom, den er ins Netz leitet, nicht vergütet bekommt, sondern quasi seinem Energieversorger schenkt und dieser damit Geld verdient, stört ihn nicht. „Es ist ja grüner Strom, direkt vom Nachbarn, den ich verschenke“, meint er. Und hat damit schon angedeutet, was für ihn „Wandel“ heißt: einfach mal zu gucken, was man positiv verändern kann, ohne leiden zu müssen: „Jede Anlage wie ein Balkonkraftwerk ist ein kleiner Schritt für die Energiewende, aber schon deswegen alternativlos, weil man damit zuallererst das Bewusstsein weitertreibt.“

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