REGISTRIEREN

Porträt

BBIW#25 // Hebewerk und Zwischenraum H15

Öffentlicher Raum Handwerk DIY Nachbarschaft Transition Town

von Claudia Dube - 5 April 2017

In einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Orks sich ihre dreidimensional gedruckte Ausrüstung in Verpackungen aus Pilzen mit dem Lastenrad liefern lassen, können wir uns ein Leben ganz wunderbar vorstellen. Die Menschen, die sich im Zwischenraum H 15 in unterschiedlichsten Gruppen treffen, um die Entwicklung dieser Zukunft, nun ja zumindest teilweise, voranzutreiben, sehen das bestimmt genauso.

Der Hebewerk e. V. in Eberswalde "stellt Räumlichkeiten zur Verfügung für Leute, die Ideen haben und diese Räume mit ihren Ideen füllen wollen." Der Gedanke, dass Menschen nicht nur physisch, sondern auch sinnbildlich "Raum" brauchen, um sich zu engagieren oder zu aktivieren, ist Leitbild des Hebewerk e.V. So kam es dazu, dass der Verein Räumlichkeiten angemietet hat, die von verschiedensten Projekten und Gruppen genutzt werden. Sie finden in den Räumen in der Havellandstraße 15 reichlich Grundlagen und Ressourcen sowie Gleichgesinnte mit denen sie diese Ideen zur Verwirklichung bringen können.

Gemeinschaft, gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Offenheit bilden die Grundlage in den Räumen im brandenburgischen Viertel. Wie Christoff so treffend sagt, würde man bei einem Abendessen, zu dem man Freunde einlädt auch nicht streng vorgeben, wann das Essen fertig zu sein hat und in welcher Reihenfolge über welche Themen gesprochen wird. Man liefert lediglich den Anlass und den Rahmen für den Austausch und ein nettes Miteinander. Diese "Willkommenslyrik" spiegelt sich für ihn in der Havellandstraße wider. Im Zwischenraum H15 wird der Leitgedanke des Hebewerk e.V. physisch greifbar.

Unter der Rechtsträgerschaft des Hebewerk e.V. und der Idee des kreativen Nutzens von leer stehenden Gebäuden in Eberswalde ist aus der ursprünglichen Idee, die Initiativen Tauschladen (E69) und Makerspace (H15) an einem Begegnungsort gemeinsam entstehen und wachsen zu lassen der „Zwischenraum“ geworden. Die Initiative Makerspace hat es, nachdem es im Stadtzentrum mit passenden Gebäuden nicht so richtig klappen wollte, ins Brandenburgische Viertel gezogen, genauer gesagt in die Havellandstraße 15 (H15) und den Tauschladen hat es in die Eisenbahnstraße 69 (E69) gezogen.Um sich dennoch nicht endgültig zu trennen und die Idee des gemeinsamen Ortes am Leben zu erhalten, ergab sich diese temporäre Zwischenlösung. Auch, weil man die Hoffnung darauf eventuell doch noch gemeinsame Räume im Zentrum zu bekommen nicht endgültig aufgeben möchte. Zusätzlich zu den offenen Räumen des Zwischenraums H15 und E69 gehört die offene Werkstatt „Schöpfwerk“ zum Verein Hebewerk e.V. Alle Räume gemeinsam existieren aus der Idee heraus, dass der Leerstand in Eberswalde kreativ genutzt werden sollte, um ehrenamtlichem Engagement im wahrsten Sinne des Wortes mehr Raum zu geben.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es verschiedene Projekte, die in den Räumen des Zwischenraum H15 Unterschlupf gefunden haben. Zum einen gibt es da das Biolabor, in dem Malte, der auch an der HNE in Eberswalde studiert, versucht Verpackungsmaterialien aus Pilzen herzustellen. Oder Lukas, der die Räumlichkeiten zum Brauen von Dinkelbier genutzt hat, welches jetzt sogar in der lokalen Kneipe „Haltestelle“ verkauft wird. Es gibt einen (fast zwei) 3-D-Drucker und eine computergesteuerte Fräse, mit deren Hilfe man so allerhand gestalten, umbauen, verbessern und aufwerten kann. Es gibt eine Nähwerkstatt, das regelmäßig an verschiedenen (E69 oder H15) Orten stattfindende Repaire-Café oder die TableTop-Gruppe, die verschiedene Figuren, Gebäude und Landschaften in Miniaturformat gestaltet.

Und unter noch sehr vielen anderen Veranstaltungen und Projekten ist die wöchentlich stattfindende Veranstaltung six-to-zero wohl beispielhaft für die Idee des Makerspace. Hier treffen sich Technikfans zur Vernetzung, zum gemeinsamen Zocken, Basteln und Ideen wälzen. Denn die Räume sollen ja nicht nur Arbeitsräume sein, sondern auch Platz für die Gemeinschaft bilden. Christoff stellt fest, dass es besonders schön ist, die Geschichten der Menschen in dieser Gemeinschaft kennenzulernen. So hätte er erst vor Kurzem mitbekommen, dass jemand, den er schon lange kennt, Ritterspiele macht, da er sich dafür in den Räumen eine Ausrüstung gebastelt hat.

Die Gemeinschaft in der Havellandstraße sei sehr schnell gewachsen. Zudem kennt man sich in Eberswalde. Die anderen Initiativen, wie z.B. Alnus, Wandelbar und der Tauschring Eberswalde teilen die inhaltliche Einstellung. Alle zusammen sind Teil des Netzwerks Transition Town Eberswalde und stehen für einen Übergang in eine nachhaltige, gemeinschaftlich und lokal organisierte Gesellschaft, die stark auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren kann. Durch die Aktivität des Hebewerk e.V., durch dessen Existenz solchen Initiativen ein Rechtsrahmen bzw. Räumlichkeiten geboten wird, ist in Eberswalde ein wichtiger Grundstein für die Entstehung einer solchen starken Gemeinschaft geboten.

Schau dir die anderen Porträts an!

0 Kommentare KOMMENTIEREN
Diese Webseite verwendet Cookies, um Dir ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen. Mehr erfahren OK