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Porträt

BBIW#13 // Madia Potsdam

Öffentlicher Raum Gesellschaft Lebensmittel und Ernährung Nachbarschaft

von Claudia Dube - 18 Oktober 2016

Anfangs noch als Weltladen in anderer Location mit nur kleinem Café hat sich das Madia mittlerweile zu einem etablierten Raum nicht nur für die Aktiven dort entwickelt. Wer möchte bietet seine Kochkünste feil. Andere genießen die Köstlichkeiten und können andere Aufgaben in der Gemeinschaft übernehmen. Eine große Gemeinschaftsküche, ein Restaurant, ein Ort zum Sein.

Die WG-Küche- seit jeher der Ort im gemeinschaftlichen Wohnen, dem das größte Konfliktpotential inne wohnt. Ganze Wohngemeinschaften mussten schon aufgelöst werden, sagt man, weil nicht herauszufinden war, wer die Wurst ins Gemüsefach gelegt hat. Im Madia funktioniert das Teilen der Küchenverantwortung hingegen ganz wunderbar. Zum einen gibt es keine Wurst und zum anderen werden Aufgaben, Kosten und Einnahmen transparent gemacht. So übernimmt jeder automatisch einen Teil der Verantwortung. Neuerdings funktioniert das sogar ohne Preise für die Gerichte. Es kann JedeR selbst entscheiden, ob und wie viel Geld gegeben wird oder ob vielleicht auf dem Weg nach Hause ein paar Pfandflaschen weggebracht werden. Aufgaben gibt es immer. Je kleinteiliger die Arbeiten strukturiert sind, umso weniger Zeit muss der Einzelne aufwenden und umso eher ist die Bereitschaft oder auch schlicht die Zeit da, diese zu übernehmen. Liegt der Schwerpunkt heute in der kollektiven Gestaltung des Restaurantbetriebes, war der Laden vor 20 Jahren noch ein Weltladen mit kleinem Café. Umstrukturierungen bei den Mitgliedern und der gleichzeitige Wunsch nach Erhalt ließen dann in den neuen Räumen in der Lindenstraße das heutige Madia wachsen.

Aus ethischen und ökologischen Gründen wird im Madia seit jeher vegan gekocht. Doch auch über den Restaurantbetrieb hinaus läuft der Laden als Alternative zum Konsummainstream als Tausch und/oder Umsonstladen. Bücherregale oder eine Kleidergarderobe bieten die entsprechenden Möglichkeiten Brauchbares zu tauschen. Da die Küche regelmäßig beim Großhandel bestellt, gab es irgendwann die Idee, Überzähliges aus Großverpackungen an die Mitglieder der Gemeinschaft umzuverteilen. Im Unverpacktlager kann man sich Lebensmittel im eigenen Gefäß mitnehmen. Die Umwelt dankt. Mit dem klassischen Weg des käuflichen Erwerbs von Lebensmitteln ist man nicht so ganz glücklich, weswegen eine Kooperation mit einer nichtkommerziellen Landwirtschaft in Planung ist.

Für Enno sind das starke Gemeinschaftsgefühl und das Bekenntnis jedes Einzelnen für das Bestehen des Madia Verantwortung zu übernehmen etwas das er besonders schätzt. Da JedeR die Aufgaben im Madia freiwillig übernimmt, handele es sich nicht um eine Dienstleistung, im Sinne von "Dienst" sondern um eine Bewirtung, im Sinne von "Gastfreundschaft". So steht hinter dem Madia auch die philosophische Frage, was denn übrig bleibt, wenn man einer Leistung keine andere mehr gegenüber stellt. Der Einzelne leistet das, was er am liebsten zu geben bereit ist und hat so seinen ganz eigenen Platz in der Gemeinschaft. Dann funktioniert es sogar ohne Preise.

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