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Porträt

BBIW#11 // Ökodorf Projekt ganzviel.land

Ökodörfer Ökologisches Bauen Permakultur Solidarische Ökonomie Wohnen

von Claudia Dube - 24 September 2016

Eine Dorfgründung in Brandenburg. Dorf? Ziehen da nicht eigentlich sonst immer alle weg? Bei dem Projekt ganzviel.land läuft es anders. Eine Autostunde vor den Toren Berlins entsteht in Beelitz eine Gemeinschaft, die solidarisch und selbstbestimmt, profitlos und nachhaltig wirtschaften und leben möchte.

Zunächst war da das Land, recht groß. Das Land hat einen Eigentümer. Er möchte das Land verkaufen. Er läutet zum Besichtigungstermin und hier stellt sich heraus: hier treffen sich Menschen, die Interesse an einem alternativen Wohn- und Arbeitsort haben. So entstehen erste Verknüpfungen von Ideen, Menschen und kleineren Gruppen aus denen irgendwann die ganzviel.land-Gruppe der momentan 30 Aktiven. Der Wunsch nach unabhängiger und nachhaltiger Lebensweise treibt sie an, sich den ersten essenziellen Fragen zu stellen. Wo soll Landwirtschaft betrieben werden? Wo und wie sollen Gebäude genutzt werden? Wie soll der Kauf des Geländes finanziert werden und wie kann die Gemeinschaft wachsen, um das alles umzusetzen?

Das Gelände bei Beelitz, rund um eine alte Funkstation, verfügt über ca. 30 ha Wald, 45 ha Acker und 5 ha bebaute Fläche. Genug also für Viele. Die Bürokratie, das ist eine andere Sache. Die Gebäude sind, aufgrund ihrer Geschichte denkmalgeschützt. Die Fläche kann nicht so ohne Weiteres zur Wohnnutzung umgeschrieben werden, da die deutsche Gesetzgebung, wie zu Vielem, auch dazu eine höchsteigene Meinung hat.

Es braucht also langen Atem. Den scheint das Projekt beweisen zu wollen. So ist man von ersten Visionen und Utopien im März 2015 nun in die Phase der Planung übergegangen, um konkrete Gespräche mit den Behörden in die Wege zu leiten. Man tastet sich ran an die Region. Der Wunsch der Gemeinschaft ist es irgendwann ein offener Ort zu sein, in dem man Ressourcen zur Verfügung stellt, die in anderen Gemeinden möglicherweise fehlen. Andererseits möchte man die Idee auch hinaus tragen und sich nicht abkapseln. So könne man in der Region von- und miteinander lernen.

Momentan ist es Aufgabe Menschen für die Idee zu begeistern. Zum Einen, um den Problemen unentwegt Lösungen um die Ohren zu hauen, zum Anderen sei es erst ab einer bestimmten kritischen Masse leistbar den Anforderungen, die nachhaltiges Leben stellt auch begegnen zu können. So finden regelmäßig Kennenlernwochenenden statt, an denen Interessenten vor Ort Alles und Jeden beschnuppern können.

Für Stefan von ganzviel.land ist es ein Bestreben ein Dorf zu gründen und nicht in ein bestehendes zu ziehen, da so modellhaft gezeigt werden könne, dass Leben unabhängig von staatlich vorgegebenen Strukturen möglich ist. Die Idee dahinter ist es wirklich nachhaltig zu leben. Also zu hinterfragen und zu erleben wo Ressourcen herkommen, wie man mit ihnen umgeht und wie sie wiederum für nachfolgende Generationen zur Verfügung stehen können.

Unter den Bedingungen, welche die Landwirtschaftspolitik gerade so schafft leiden LandwirtInnen, die Umwelt und die Menschen, die in ihr leben. Monokulturen sind nicht schön anzusehen und schon gar nicht schön für die Flora und Fauna der ökologischen Systeme in die sie eingebettet sind. Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngern zerstört die Grundlage den Boden auch in Zukunft noch nutzen zu können. So sei es ein Bestreben der Gemeinschaft das Land käuflich zu erwerben, um es langfristig den wirtschaftlichen Strukturen zu entziehen, nach den Prinzipien der Permakultur zu bewirtschaften und so langfristig zu sichern.

Profitlos - so soll nicht nur das Leben in der Gemeinschaft stattfinden, sondern es ist Ziel, auch Menschen, die keinen monetären Beitrag zur Umsetzung leisten können den Zugang zu ermöglichen - solidarisch eben auch. Ein Dorf, so scheint die Devise bei ganzviel.land ist umso resilienter und fröhlicher, desto größer die Vielfalt und Lebendigkeit seiner BewohnerInnen ist. Auf los geht’s los.

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