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Humus aus Windeln – Dycle schließt ersten Windelkreislauf

Das Projekt Dycle hat seinen ersten Windelkreislauf geschlossen. Windeln wurden zu wertvollem Humus (Terra Preta) verarbeitet, mit Zugabe dessen in der SoLaWi „Luch-Gärtnerei“ bei Friesack die ersten Obstbäume gepflanzt wurden. Endlich eine funktionierende, bis zu Ende gedachte Idee, wie man den endlosen Windelbergen dieser Tage beikommen kann.

von Claudia Dube
Themen DIY Permakultur
6 Dezember 2016

Natürlicherweise ist es doch so, dass das Flächenland Brandenburg den kleinen Stadtstaat Berlin mit Nahrungsmitteln versorgt. Na gut - im besten Fall - wenn man die Sache mit den vorherrschenden Wirtschaftsstrukturen mal außer Acht lässt. Aber man fragt sich doch trotzdem beinahe täglich, was Berlin denn zurückgeben kann. Arbeitsplätze? Langweilig! Kultur? Könn wa och! Aber Windeln- ja, Windeln, das wäre doch was!

Das Unternehmen DYCLE hat sich dran gemacht einer der größten Müllproblematiken der Neuzeit zu begegnen und kompostierbare Windeln, ja - samt Inhalt, zu Terra Preta zu verarbeiten. Terra Preta kennzeichnet sich durch ihre Eigenschaft stark ausgelaugte Böden aufbessern zu können. Sie enthält zu großen Teilen Pflanzenkohle, wodurch sie die Fähigkeit des Bodens verbessert Nährstoffe zu speichern. Pflanzenkohle kann zum Beispiel durch die Verbrennung von pflanzlichen Küchenabfällen hergestellt werden. Die Pflanzenkohle dient als Geruchs-Absorber im Windeleimer, die kompostierbaren Windeleinlagen werden gesammelt und schichtweise mit Kohle bedeckt. So dient die Kohle bereits im Sammelprozess als Starter und im Kompostierungsprozess dann als Bestandteil der Terra Preta.

Am letzten Novemberwochenende wurden mit den „Produkten“ der ersten 20 kleinen Erzeuger in der Luch-Gärtnerei, der solidarischen Landwirtschaft von Angelika Glawe bei Friesack, die ersten Obstbäume gepflanzt und somit der erste Windelkreislauf geschlossen. Wir haben mit Ayumi Matsuzaka der Gründerin von Dycle gesprochen, um zu ergründen, wie Brandenburg und Berlin durch den Windelkreislauf in Kontakt kommen können.

BBIW: Ihr seid ja ein Berliner Unternehmen, sammelt Windeln in Berlin – wie kommt es, dass ihr jetzt Bäume in Brandenburg pflanzt?

AM: Weil wir gute Kontakte in Brandenburg haben. Durch die food assembly ist der Kontakt zur Luch-Gärtnerei entstanden. Die solidarische Landwirtschaft von Angelika Glawe in Märkisch Luch hat eine große Fläche zur Verfügung gestellt, auf der wir zunächst vier Bäume mit Terra Preta aus unserem Pilotprojekt gepflanzt haben und noch etliche andere unabhängig vom DYCLE-Projekt.

BBIW: Wer war bei der Pflanzaktion dabei?

AM: Zusammen waren wir dreizehn Leute, alles DYCLE-friends, also unser Netzwerk, ein paar, die unsere Crowdfundingkampagne im letzten Jahr unterstützt haben. Insgesamt haben wir fünfzig Bäume gepflanzt, wie gesagt, vier davon hat DYCLE gekauft. Das funktioniert so, dass zum Beispiel Firmen für ihre CSR (Corporate Social Responsibilty) oder auch Privatpersonen Baumpatenschaften erwerben können, durch die dann die Pflanzung eines Obstbaumes realisiert werden kann. Eigentlich verkaufen wir keine Windeln, sondern Baumpatenschaften. Dafür werden wir im kommenden Jahr auch mit Mundraub zusammen arbeiten, die in Berlin-Pankow in diesem Jahr schon ein ähnliches Projekt gemacht haben.

BBIW: Sind denn die Bäume gekennzeichnet, dass man auch erkennt, was daran besonders ist?

AM: Wir haben dort kleine Kärtchen mit unseren Wünschen für eine nachhaltigere, faire, ökologische Zukunft angehangen. Symbolisch dafür, was auch an Beweggründen hinter der Projektidee steht. Durch den geschlossenen Kreislauf werden Ressourcen gespart und es wird Müll vermieden. Es ist ja so, dass der Windelkreislauf mit einer gesunden Ernährung des Babys anfängt, das Baby wird wiederum mit einer Windel gewickelt, welche zu 100 % kompostierbar ist, diese wird zu Terra Preta (Schwarze Erde) verarbeitet , mit der wiederum Obstbäume gepflanzt werden, mit deren Früchten dann eine nächste Generation von Babies wieder ernährt werden können.

So ist er dann geschlossen, der erste Windelkreislauf. Das Pilotprojekt war ein voller Erfolg. Momentan ist es so, dass DYCLE auf der Suche nach einem Anbieter für die Produktion von zu 100% kompostierbarer Windeln ist. Aktuell wird in Zusammenarbeit mit der TU Berlin an einer einfachen Fertigungsvorrichtung geforscht. Konzept ist dabei, dass Eltern mit bestimmten Rohstoffen ihre Windeln selber herstellen. In Ermangelung von bestehenden Windelproduktionen soll dieses Konzept zunächst ausgebaut werden. In Kooperation mit Mundraub, deren erste Geburtsbaum-Pflanzaktion in Pankow ein voller Erfolg war, sollen im nächsten Jahr noch viel mehr Bäume gepflanzt werden. Wünschenswert wäre es laut Ayumi auch noch mehr Flächen in Brandenburg zu gewinnen. Solidarische Landwirtschaften vor! So kann, vielleicht nicht ein Kreislauf, aber zumindest eine (weitere) Brücke geschlagen werden zwischen Berliner und Brandenburger Konsumenten und Produzenten.

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